Sammlungsgeschichte

Historisches Archiv

Das Germanische Nationalmuseum beherbergt seit seiner Entstehung im Jahr 1852 auch ein Archiv, dem der Museumsgründer Hans Freiherr von und zu Aufseß die ehrgeizige Aufgabe zugedacht hatte, eine Sammlung von Quellenmaterial zur Kulturgeschichte des gesamten deutschen Sprachraums anzulegen.

Zwar überließ Aufseß dem Museum unter anderem seine eigene Archivaliensammlung als Grundstock, doch ging es ihm zunächst weniger um den Besitz von Originalen als um die Verfügbarkeit inhaltlicher Informationen. Der modern anmutende Gedanke, allen politischen Binnengrenzen zum Trotz eine Art gesamtdeutsches Zentralarchiv einzurichten, in dem Nutzer anstelle konservatorisch gefährdeter Originale mit Kopien arbeiten konnten, eilte jedoch seiner Zeit voraus. Aufseß‘ Appell an Archive und Sammler, dem Germanischen Nationalmuseum Abschriften ihrer wesentlichen Dokumente zu überlassen, wäre selbst heute kaum realisierbar; unter den technischen Bedingungen Mitte des 19. Jahrhunderts erwies er sich erst recht als unrealistisch. Als sich nach kurzer Zeit herausstellte, dass mit solchen Mitteln das geplante „Generalrepertorium“ nicht aufzubauen war, widmete sich das Museum verstärkt dem anfangs nur zweitrangigen Ziel, Originaldokumente zum Zwecke ihrer Sicherung zu erwerben. Große Mengen Urkunden und Akten, die sonst als Verbrauchsmaterial verwertet worden oder mangels angemessener Verwahrung verloren gegangen wären, wurden aufgekauft. Auch durch Leihgaben und Schenkungen gelangten umfangreiche Unterlagen ins Haus. Hinzu kommt bis heute das im laufenden Geschäftsbetrieb nicht mehr benötigte Verwaltungsschriftgut des Museums, das seit 1852 mit relativ geringen Lücken vorliegt.

Über ein Jahrhundert nach der Gründung des Archivs trat ein neuer Sammelschwerpunkt hinzu: Seit 1964 baute man gezielt eine Abteilung für Künstlernachlässe auf, aus der das Deutsche Kunstarchiv – eine seit 2007 eigenständige andere Abteilung des Museums – hervorgegangen ist. Dagegen veräußerte man eine größere Zahl als deplaziert eingestufter Dokumente an andere Archive. In jüngerer Zeit sind Neuerwerbungen seltener geworden, doch nimmt das Historische Archiv nach wie vor seinen Auftrag wahr, kulturhistorisch relevante Unterlagen zu sammeln. Der Umfang des Bestandes beträgt heute über zwei laufende Regalkilometer. Da die übernommenen Archivalien nicht aus einem begrenzten, fest definierten Sprengel, sondern aus verschiedensten Orten und Überlieferungszusammenhängen stammen, ist das Historische Archiv eine Fundgrube für viele Fragestellungen zur Geschichte des deutschen Sprachgebiets.

 

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