Bauforschung an den Mönchshäusern

Wissenschaftliche Bauforschung an den Mönchshäusern des Nürnberger Kartäuserklosters

Laufzeit: 2022/2023
Förderung:  Hedwig Linnhuber – Dr. Hans Saar-Stiftung 
Projektteam:
Dr. Angelika Hofmann M.A.
Dr. Markus Huber M.A.
Architekturbüro Conn und Giersch

Das Nürnberger Kartäuserkloster

Das Nürnberger Kartäuserkloster Cella Beatae Mariae – seit 1857 Heimat des Germanischen Nationalmuseums – gehört zu den am besten erhaltenen Kartausen mit rein mittelalterlichem Baubestand. Das Kloster wurde 1380 von dem Nürnberger Bürger Marquard Mendel gegründet und 1525 im Zuge der Reformation wieder aufgegeben.

Beträchtliche Teile von Kirche, Refektorium, Kreuzgängen und Mönchshäusern sind zumindest in Teilen bis heute erhalten und bilden den architektonischen Kern des Germanischen Nationalmuseums und seiner weiteren baulichen Entwicklung.

In auffallendem Missverhältnis zu der herausragenden Bedeutung des Kartäuserklosters für die Geschichte der Reichsstadt Nürnberg steht die Kenntnis über den historischen Baubestand sowie dessen Entstehungs- und Restaurierungsgeschichte. Anknüpfend an kunstgeschichtliche und aktuelle archäologische Vorarbeiten möchte das GNM künftig auch die historische Bauforschung vorantreiben und damit einen Beitrag zur Baugeschichte Nürnbergs sowie des Kartäuserordens leisten.

Vorhaben

Durch eine bauhistorische Untersuchung der vier erhaltenen, jedoch seit dem 19. Jahrhundert stark überprägten Mönchshäuser sollen für einen ersten Teilbereich des Klosters die Bau- und Nutzungsphasen sowie der Umfang des erhaltenen mittelalterlichen Baubestandes geklärt werden. Basierend auf grundlegenden Archivrecherchen, Foto- und Aufmaßarbeiten sowie der Öffnung von ausgewählten Wand- und Bodenbefundstellen, soll die Baugeschichte der Mönchshäuser analysiert werden. Daraus resultierend sollen Baualterspläne mit den verschiedenen Bauphasen erstellt und eine visuelle Rekonstruktion der ursprünglichen Anlage erarbeitet werden.

Grundlegende Vorarbeiten zur Baugeschichte des Nürnberger Kartäuserklosters

  • A. Hofmann/R. Linck, Auf Spurensuche nach dem Nürnberger Kartäuserkloster: Bodenradar im mittelalterlichen Kern des Germanischen Nationalmuseums. Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 2018–2022 (2023, in Druck).
  • C. Frieser, Die archäologische Untersuchung des ehemaligen Kapitelsaals im Kartäuserkloster zu Nürnberg. Anzeiger GNM 2000, 76‒75.
  • H. Maué, Die Bauten der Kartause von ihrer Gründung 1380 bis zur Übernahme durch das Museum im Jahre 1857. In: B. Deneke/R. Kahsnitz (Hrsg.), Das Germanische Nationalmuseum Nürnberg 1852‒1977 (München, Berlin 1978), 315‒356.

Objekte des Forschungsprojekts

Erhaltene Mönchshäuser des Nürnberger Kartäuserklosters
im Kern klosterzeitlich (1382–1525), mit späteren Umbauten

Seit wann gibt es den Kartäuserorden?

Der Kartäuserorden wurde 1084 durch den hl. Bruno von Köln gegründet. Sein Gründungskloster, die Grande Chartreuse (Große Kartause) bei Grenoble in den französischen Alpen ist noch immer aktiv. Von hier aus verbreitete sich der Orden in ganz Europa.

Was ist typisch für ein Kartäuserkloster?

Typisch ist die Verbindung von Einsiedlertum und gemeinschaftlichem Klosterleben. Die Mönche leben in einzelnen voneinander getrennten Häusern, die um den zentralen Großen Kreuzgang gruppiert sind. Daneben gibt es gemeinschaftlich genutzte Räume, wie die Kirche.

Was passierte mit der Nürnberger Kartause nach ihrer Auflösung 1525?

Nachdem das Kloster im Zuge der Reformation 1525 aufgelöst worden war, erfuhr es verschiedene Umnutzungen und Umbauten. Zunächst diente es als Wohnanlage für bedürftige Witwen, später wurde es vom bayerischen Militär genutzt. Seit 1857 ist es die Heimat des Germanischen Nationalmuseums.

Durchreiche zwischen Mönchshäusern und Großem Kreuzgang
klosterzeitlich (1382–1525)

Wozu diente die Durchreiche?

Sie diente zum Durchreichen von Speisen. An Wochentagen aßen die Mönche allein. Das Essen wurde aus der Küche über den Großen Kreuzgang zu ihren Häusern gebracht und in der Durchreiche abgestellt. Gemeinsam wurde nur am Sonntag und an Festtagen gegessen.