Blicke auf Volksvertreter

Künstler: Johannes Grützke
Datierung: 1990
Ort:
Berlin
Material/Technik: Papier/Linolschnitt

Warum gilt Johannes Grützke als einer der bedeutendsten deutschen Historienmaler der Gegenwart?

Johannes Grützke gewann 1987 den ersten Preis zur Ausgestaltung der Frankfurter Paulskirche. Am historischen Ort sollte an das 1848/49 tagende, erste deutsche Parlament, den Vormärz und die gescheiterte Revolution erinnert werden. Im Wettbewerb konnte sich Grützke zuletzt gegen die Künstler Jörg Immendorff und A. R. Penck durchsetzen. Sein Werk „Der Zug der Volksvertreter“ wird vor allem häufig mit dem Bauernkriegspanorama von Werner Tübke in Bad Frankenhausen verglichen.

In welcher Form setzte sich Grützke mit der Geschichte der Frankfurter Paulskirche auseinander?

Johannes Grützke entwarf für die Wandelhalle der Paulskirche ein monumentales Rundbild, auf dem eine nicht enden wollende Prozession aus dunkel gekleideten, sich dicht an dicht drängenden Abgeordneten wiedergegeben ist. Sie treten als Helden der gescheiterten Demokratiebewegung auf, die an ihrem Volk vorbeigehen, das ihnen in kleinen narrativen Gruppierungen beigeordnet ist. Unbekümmert verwob Grützke historische, zeitgenössische, allegorische und anekdotische Szenen und stellte gekonnt das Thema ohne Pathos oder Heroismus dar.

Zeigen die Linolschnitte und die einzelnen Bildtafeln des Zuges der Volksvertreter die gleichen Szenen?

Nein, beide Zyklen sind nicht deckungsgleich. Die Linolschnitte entstanden zu einem späteren Zeitpunkt, greifen aber Szenen aus den Gemäldetafeln wieder auf. Im Katalog zur Ausstellung wird erstmals eine Gegenüberstellung der beiden Werkgruppen vorgenommen, so dass ein Vergleich stattfinden kann.