Der Trinker (Selbstbildnis)

Künstler: Ernst Ludwig Kirchner
Datierung: 1914
Material/Technik: Öl auf Leinwand
Inventarnummer: Gm 1667

Auf welches Zeitgeschehen reagierte Kirchner?

Das Bild entstand beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Es „ist 1914 in Berlin entstanden, als Tag und Nacht die schreienden Militärzüge unter meinem Fenster vorbeifuhren“, so Kirchner. Während das 1871 gegründete deutsche Kaiserreich zum Kampf um Weltmacht und dabei zu seinem Untergang aufbrach, stellte er sich selbst mit giftgrünem Glas als ein Spiegelbild des tödlichen Wahns dar.

Welche Position vertraten Kirchner und die jungen Expressionisten?

1906 hatte Kirchner die „Brücke“-Gemeinschaft mitbegründet. Jeder gehöre zu ihnen, der „unmittelbar“ und „unverfälscht“ das wiedergebe, was ihn zum Schaffen dränge, hieß es in ihrem Manifest. Sie ließen sich von Paul Gauguin, Vincent van Gogh und, wie die Kubisten in Frankreich, von afrikanischer Kunst inspirieren. Sie bezogen Position gegen den Illusionismus und Historismus offizieller Kunst. "Der Trinker" gilt heute als ein Hauptwerk des Expressionismus.

Wie manifestiert Kirchner sein Selbstverständnis?

Während sich 1914 die Uniformierten in Reih und Glied auf den Weg zur Schlacht machten, stellte sich Kirchner bunt wie ein Harlekin gewandet im sozialen Abseits dar. Er präsentierte sich als Außenseiter, als unabhängig denkender und fühlender Mensch. Die jungen Expressionisten rebellierten gegen nationalen Chauvinismus, Militarismus und das Obrigkeitsdenken in der Wilhelminischen Gesellschaft. Sie riefen zu einer neuen „Erdballpolitik der Menschlichkeit“ auf.

Weiterführende Informationen finden Sie in der Forschungsdatenbank des GNM

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