MÄNNERWAMS

Datierungum 1570/1600
Material/Technik: Grüner Seidenatlas, Schlitzmuster
Inventarnummer: T4256

Ist ein derart beschädigtes Kleidungsstück noch zu retten?
Das Wams zeigt eindrucksvoll, dass die Restaurierung der Gewänder zentraler Bestandteil des Projekts ist. Es geht jedoch nicht darum, die Spuren der Geschichte unsichtbar zu machen. Aufwendige Maßnahmen sind notwendig, um die Substanz zu sichern und eine Ausstellung überhaupt erst zu ermöglichen. Wichtig ist die gemeinsame technologische und kleidungshistorische Bearbeitung, aus der sich wertvolle Hinweise zur Bestimmung des Objekts ergeben.

Wie wurde das Schlitzmuster hergestellt?
Im 16. Jahrhundert wurden die in der frühneuzeitlichen Kleidung verbreiteten Schlitzmuster als „zerhackte“ oder „zerstochene“ Stoffe bezeichnet. Dies bezeichnet recht genau den Herstellungsvorgang. Noch vor der Verarbeitung schlug der Schneider mit unterschiedlich geformten Punzen Schlitze und Löcher in die Stoffe, die das Muster ergaben. Größere Schnitte und Schlitze wurden oft mit andersfarbigen Stoffen unterlegt.

Warum sind Rücken und Vorderteile stark ausgepolstert?
Angeblich handelt es sich um ein Turnierwams des Herzogs Johann Wilhelm von Sachsen Weimar (1530-1573). Eine Entstehung kurz vor seinem Tod wäre denkbar, doch finden sich ähnliche Zuschnitte bis um 1600. Die starke Wattierung hätte durchaus Hiebe mildern können. Sie war aber auch modisches Element, indem sie als so genannter „Gänsbauch“ die Taillenpartie optisch verlängerte und aufpolsterte.