REITENDER BISCHOF ALS SCHACHFIGUR

Datierung: um 1300
Ort: Deutschland

Material/Technik: Hirschhorn, beschnitzt
Inventarnummer: Pl.O.364

Was kennzeichnet den Reitenden als Bischof?
Den Bischof kennzeichnet die liturgische Kopfbedeckung, die Mitra. Neben dem Bischofsstab war sie Würdezeichen des hohen geistlichen Amtes und eine der ranghöchsten kirchlichen Insignien. Sie erscheint hier noch in der älteren, niedrigeren Form. Getragen wurde sie nur bei der Bischofsweihe und bei liturgischen Handlungen, während sie als Bildzeichen den Dargestellten von realen Kontexten unabhängig als Bischof kenntlich macht.

Warum erscheint ein Bischof als Schachfigur?
Die Figur entspricht dem heutigen Läufer. In der arabischen Urform des Schachs kennzeichneten zwei hörnerartig aufragende Stoßzähne die vergleichbare, von einem Streitelefanten abgeleitete Figur. Da auch die Schilde der bischöflichen Mitra als Hörner interpretiert und bezeichnet wurden, verschmolzen möglicherweise beide Figurentypen. Im Englischen heißt der Läufer noch heute „bishop“.

Warum wurde die Figur für die Ausstellung ausgewählt?
Die als reitender Bischof gestaltete Schachfigur ist Teil der Themeneinheit „Kirche und Klerus“. Sie reflektiert die Erscheinung hochrangiger Vertreter der Kirche außerhalb der Liturgie und verweist zugleich auf die typisierende Funktion kirchlicher Insignien und Würdezeichen in der bildenden Kunst.