Frieden | Krieg
Teil IV: tugend(en) und Frieden

09.05. – 30.07.2023     

Conrad Meit
Mars und Venus
um 1515/1520

Zunächst zeigt diese kleinformatige Bronzegruppe eine explizit erotisch konnotierte Begegnung der antiken Gottheiten Venus und Mars. Das humanistisch gebildete Publikum der Renaissance konnte aber auch die tiefere Bedeutung des Kunstwerks entschlüsseln: In der Mythologie gilt Mars als Kriegsgott, Venus dagegen als Göttin der Liebe, sodass die Kleinplastik als Allegorie auf die Überwindung von Krieg und Gewalt durch die Macht der Liebe gelesen werden kann.

Diese Arbeit war nicht öffentlich zu sehen. Das delikate, auf mehreren Ebenen angelegte mythologische Thema, das kleine Format, die Ausführung in Bronze sowie die herausragende künstlerische Qualität kennzeichnen ihre Bestimmung für eine fürstliche Kunstkammer. Der Zutritt zu diesen Kabinetten galt als besondere, einem kleinen und exklusiven Kreis vorbehalte Auszeichnung. Diese Kollektionen sollten nicht nur in Erstaunen versetzten, sondern zugleich den erlesenen Geschmack und die humanistische Bildung der Sammlerin oder des Sammlers dokumentieren.

Urheber dieser Kleinbronze ist der Bildhauer Conrat Meit. Er ist ab 1514 als Hofbildhauer der Erzherzogin Margarete von Österreich belegt, der in Mechelen residierenden Statthalterin der habsburgischen Niederlande. Margarete sammelte dort die herausragenden Künstler und Gelehrten ihrer Zeit um sich. Vielleicht kam der Auftrag zu unserer Figurengruppe aus humanistischen Kreisen im Umfeld des Hofes oder sogar von der Erzherzogin selbst.

Werner Tübke
Der Mensch – Maß aller Dinge
1975

Werner Tübke (1929–2004) war zwar einer der bekanntesten Maler der DDR, er malt allerdings nicht in der Art des Sozialistischen Realismus. Seine Motive schilderte er vielmehr in historisierender Manier nach Art der deutschen und italienischen Renaissance. Damit gelang es ihm, Themen der Gegenwart – wie etwa die ideologischen Konflikte der beiden Machtblöcke – in eine Zeitlosigkeit zu überführen. Dennoch spricht aus seinen Werken eine eindeutige Präferenz hin zum Sozialismus.

Das Gemälde diente als Entwurf für eine wesentlich größere Ausführung, die im „Palast der Republik“, dem heute abgerissenen Parlamentsgebäude der DDR, ab 1975 zu sehen war. Sie hing an prominenter Stelle im ersten Geschoss des Hauptfoyers, der sogenannten „Palast-Galerie“. Werner Tübke war einer von 16 ausgewählten Künstlern, die mit ihren Werken einen Beitrag zur thematischen Aufgabe „Dürfen Kommunisten träumen?“ leisteten.

Es lässt sich bis heute nicht genau klären, warum die erste Tafel „Führung der Jugend durch die Weisheit des Alters“ nicht zur Ausführung kam. Manche Interpret*innen meinen, der Polyptychon sei unvollendet, andere unterstellen dem Maler hingegen eine gewisse Arroganz: Er hätte es sich aufgrund seiner Stellung als gefeierter Künstler leisten können, einfach auf eine der Tafeln verzichten zu können. Am wahrscheinlichsten aber ist, dass es schlicht die baulichen Gegebenheiten waren, die nur fünf Gemälde zuließen.

Johann Gotthard Müller
Die Schlacht von Bunker Hill nahe Boston, 1775
1794

Das Blatt von Johann Gotthard Müller (1747-1830), nach einem Gemälde von John Trumbull, zeigt ein Ereignis aus dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Nachdem die englischen Truppen bemerkt hatten, dass die gegnerischen Milizen einen Hügel bei Boston befestigten, versuchten sie einen Ausfall am 17. Juni 1775. Drei Anläufe waren notwendig,  um ihn einzunehmen. Dabei hinderte der Britische Brigademajor John Small einen Grenadier auf den Sterbenden General Joseph Warren einzustechen. Er zeigte damit ein großes Maß an Menschlichkeit und würdevoller Kriegsführung, dem die heroische Selbstaufgabe Warrens gegenüberstand.

Cesare Antonio Poggi war ein international tätiger, in London ansässiger Verleger. Stiche mit zeitgenössischen Historien waren zu dieser Zeit sehr gefragt. Poggi suchte den Kontakt zu geeigneten und bekannten Stechern, stellte ihnen die Vorlagen zu Verfügung, finanzierte die Produktion und übernahm den Vertrieb.

Aufgrund des großen Formats waren derartige Stiche immer auch als repräsentative Wanddekoration gedacht. Aber der stark moralisierende Inhalt und das generelle Interesse am amerikanischen Unabhängigkeitskrieg förderten die Verbreitung dieser Blätter.