Frieden | Krieg
Teil II: Kulturgutzerstörung

02.11.2022 – 05.02.2023     

Kriege zerstören Kulturgut. Mutwillige Angriffe auf Denkmäler, kulturell genutzte Gebäude sowie Kunst- und Kulturobjekte waren schon immer eine verbreitete Kriegstaktik, um den Gegner zu demütigen. 1899 ächtete die Haager Friedenskonferenz diese Vorgehensweise. Trotzdem kam es in allen bewaffneten Konflikten des 20. und 21. Jahrhunderts zu umfassenden Zerstörungen.

Auch das Germanische Nationalmuseum war davon betroffen. Sowohl Objekte als auch die historische Bausubstanz wurden im Zweiten Weltkrieg in Mitleidenschaft gezogen. Die Gebäude wurden so stark beschädigt, dass sie teilweise abgerissen werden mussten.

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Schwer beschädigter Augustinerbau und Südwestbau
1945
Fotografie

 

Nürnberg wurde zwischen 1940 und 1945 insgesamt 22 Mal bombardiert. Die folgenreichsten Angriffe erfolgten dabei im Januar 1945. Das GNM wurde schon 1943 mehrfach getroffen und die Gebäude schwer beschädigt.

Einige Gebäude, darunter die Erweiterungen des 19. Jahrhunderts oder Teile des großen Kreuzganges, waren zu stark in Mitleidenschaft gezogen. Sie wurden später abgerissen und ersetzt. Andere, darunter die Mönchshäuser und die Kartäuserkirche, wurden wieder aufgebaut und ergänzt.

Viel kulturhistorisch wichtige Bausubstanz ging verloren. Umfassende Renovierungen und Neubauten wurden notwendig, um die zerstörten Bereiche wieder nutzbar zu machen. Dies zog sich über rund zwei Jahrzehnte hin. In dieser Zeit waren zentrale Sammlungsbereiche nur sehr eingeschränkt zugänglich.

Ignaz-Günther-Umkreis (?)
Weibliche Büste, 1770/80
Lindenholz, Reste farbiger Fassung

 

Der kleine Kopf ist vermutlich nur ein Teil einer größeren Schnitzarbeit. Man kann leider nicht mehr rekonstruieren, wie die Figur früher aussah. Auch ist nicht sicher, wer die Büste geschnitzt hat. Deshalb verwahrt das GNM sie im Depot.

Der Kopf zeigt deutliche Spuren von Brand- und Hitzeschäden. Diese entstanden während der Bombardierungen Nürnbergs im Zweiten Weltkrieg. Er dokumentiert damit, dass in Kriegen schon immer kulturelle Werte zerstört wurden, um den Gegner zu demütigen.

Das GNM wurde von den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg nicht verschont. Obwohl die meisten Objekte ausgelagert waren, um sie zu schützen, gab es zahlreiche Verluste. Vor allem jene Kunstwerke, die fest vermauert waren, gingen für immer verloren. Nur wenige der zerstörten Objekte blieben nach dem Krieg erhalten.

Tabatiere auf den Hubertusburger Frieden
Um 1763
Email auf Kupfer, vergoldete Metallmontierung
 

Auf dem Deckel kann man das Hubertusburger Schloss erkennen, über dem ein Friedensengel schwebt. Es hatte den Sächsischen Kurfürsten bis 1761 als Jagdschloss gedient. Auf den Außenseiten sieht man stilisierte Stadtansichten. Unter dem Deckel verbirgt sich außerdem noch die Darstellung einer Friedensallegorie.

Die Tabaksdose diente als Erinnerungsstück, denn im Hubertusburger Schloss wurde 1763 der „Frieden von Hubertusburg“ geschlossen, der den Siebenjährigen Krieg zwischen Preußen auf der einen und Sachsen, Österreich und dem Deutschen Kaiserhaus auf der anderen Seite beendete.

Der Krieg, an dem fast alle Europäischen Länder beteiligt waren, hatte katastrophale Auswirkungen gehabt: Insgesamt 550.000 Soldaten verloren ihr Leben, unzählige Städte waren zerstört, die beteiligten Staaten hoch verschuldet. Die Zivilbevölkerung litt unter Plünderungen, Zwangsrekrutierungen, Kontributionszahlungen, Hunger und Seuchen. Mit dem Frieden hatte das Grauen nun ein Ende.