Standard für die kunsttechnologische 3D-Computertomographie

Die moderne 3D-CT ist in der Lage, die innere Struktur beliebiger Testobjekte mit einer hohen räumlichen Auflösung bis hinab zu einigen hundert Nanometern wiederzugeben, ohne die Originale zu beschädigen. Mit Hilfe eines Viewers können beliebig steuerbare Bildschirmansichten erzeugt werden, die zum Beispiel präzise Schnitte, Aufsichten, Messungen oder die Separierung von Materialien und Konstruktionselementen ermöglichen. Ein Beispiel ist das in den 1770er Jahren gebaute Bassetthorn von Anton und Michael Mayrhofer (Inv. Nr. MI 133), dessen Innenkonstruktion mit herkömmlichen Untersuchungsmethoden nicht zugänglich ist. Hier ermöglicht die 3D-CT-Untersuchung unterschiedliche individuelle Fragestellungen und Messungen. Die berührungsfrei arbeitende Methode unterstützt den von ICOM-CIMCIM herausgegebenen Standard Recommendations for Regulating the Access to Musical Instruments in Public Collections, indem sie riskante und mehrfache Untersuchungen von Musikinstrumenten zu vermeiden hilft.
Für die Formulierung des Standards wurden Musikinstrumente ausgewählt, da sie zum einen wie kaum eine andere Objektgattung eine große Vielfalt an Materialien in unterschiedlichster Kombination aufweisen: verschiedene Hölzer und Metalle, Elfenbein, Horn, Schildpatt, Perlmutt, Leder, Textilien, Pflanzenfasern und viele andere mehr. Zum anderen erfordert kaum eine andere Objektgattung zur wissenschaftlichen Bearbeitung wie auch zur konservatorischen Betreuung in so starker Weise den detaillierten Blick ins verborgene Innenleben. Damit erscheint die dreidimensionale Röntgen-Computertomographie (3D-CT) als die bevorzugte Untersuchungsmethode.
Die Restaurierungswerkstatt für Musikinstrumente im Institut für Kunsttechnik und Konservierung leistet seit den 1970er Jahren Pionierarbeit im Bereich der Röntgenaufnahmen von Musikinstrumenten und zählte 1988 zu den ersten einschlägigen Anwendern der 3D-CT.