Bei Maria Theresias Reifrock hingegen handelt es sich um den sogenannten panier. Dieser wurde während des Ankleidens am Schnürmieder der Dame, einem Vorläufer des Korsetts, befestigt. Sein oval um den Körper gespanntes Gestell erinnert stark an die Form eines Korbes (franz. panier) und war in Maria Theresias Jugendzeit hochmodern. Ob er allerdings auch praktisch war? Das Zuhause der Kaiserin, die Wiener Hofburg, verfügt zwar über außerordentlich breite Flügeltüren; beim Hindurchgehen hieß es aber häufig trotzdem: bitte wenden! Der Erfindungsreichtum der barocken Modeschöpfer und die erwähnte Elastizität der Fischbeinstäbe führten aber auch hier zu einer pfiffigen Lösung: dem klappbaren Reifrock, der bei Bedarf per Handgriff auf die Hälfte seines Umfangs reduziert werden konnte! Wie jedoch das oben abgebildete „Spottblatt“ verrät, stießen die immer üppiger geformten Reifröcke (und mit ihnen die hochaufragenden, federgeschmückten Haartürme) nicht bei allen Zeitgenossen auf Gegenliebe.
Unsere Herrscherin aber stört der außerordentliche Umfang ihres Untergewandes offenbar wenig. Und: mit einer Spannweite, die die eigene Körperlänge noch übertrifft, kann ihr auch niemand so schnell zu nahetreten. Selbst der eigene Ehemann nicht: das zugehörige Bildnis Kaiser Franz Stephans, ihres geliebten „Mäusl“, hängt nämlich – Corona-vorschriftsmäßig – mehrere Meter entfernt.
Kommentare
29.04.2020 | Stefan Maier
Schöner Blogbeitrag