Dosenuhr, sogenannte Henlein-Uhr
Datierung: um 1530/80, zentrale Bauteile nachträglich bis ins 19. Jh. ergänzt
Material/Technik: Gehäuse: Messing, vergoldet, Werk: Eisen, Messing; Süddeutscher (?) Uhrmacher
Inventarnummer: WI1265
Warum galt diese Uhr lange als älteste Taschenuhr der Welt?
Im Bodendeckel der Uhr befindet sich eine Inschrift: „Petrus Hele me f. Norimb. 1510“ (Petrus Hele hat mich 1510 in Nürnberg gemacht). Henlein galt in Deutschland schon seit der Mitte des 19. Jahrhunderts als Erfinder der Taschenuhr. Nachdem die vorher unbekannte Uhr 1897 ans Germanische Nationalmuseum gekommen war, festigte sich wegen ihrer Inschrift zunehmend ihr Ruf als älteste Taschenuhr.
Welche Zweifel bestehen an der Echtheit der Inschrift?
Ausgeschriebene Herstellersignaturen sind für das frühe 16. Jahrhundert bei Kleinuhren untypisch. Ungewöhnlich ist auch der Anbringungsort der Signatur: Der nur lose mit der Uhr verbundene Deckel konnte leicht verloren gehen. Auffällig ist weiter, dass die Inschrift über bereits bestehende Kratzer graviert wurde. Sie kann somit nicht direkt nach der Herstellung der Uhr angebracht worden sein.
Welche Technik kam bei der Untersuchung der Uhr zum Einsatz?
Röntgenverfahren werden in der Kunsttechnologie schon länger bei der Untersuchung von Gemälden eingesetzt. Mit Hilfe der 3D-Mikro-Computertomografie (CT) können auch massive Metallgegenstände wie eine Uhr durchdrungen werden. Auf Basis der CT-Daten der Henlein-Uhr wurde ein dreidimensionales Modell der Uhr erstellt. So kann das Innere der Uhr erforscht werden, ohne sie auseinanderzunehmen.