Franz von Stuck: Medusa

Datierung: 1892
Material/Technik: Öl auf Leinwand
Standort: Museen der Stadt Aschaffenburg, Gentil-Haus 

Wer ist Medusa?

Die antike Sagengestalt der Medusa gehört zu den drei Gorgonen. Sie spielen in der Antike als sagenumwobene Wesen mit Flügeln, Schlangenhaaren, spitzen Zähnen und Klauen eine herausragende Rolle. Jeder, der sie anblickt, verwandelt sich in Stein. Verschiedene Mythen ranken sich um die drei Schwestern. In der bildlichen Darstellung der Medusa hat sich vor allem ein Mythos durchgesetzt: Medusa sei sehr schön und liebreizend gewesen, deshalb habe sie Poseidon umschwärmt. Einmal gab sie sich seinen Verführungskünsten hin, worauf die eifersüchtige Athene sie enthaupten ließ und ihren Kopf als Abwehrschild gegen die Feinde im Feldzug benutzte.

Wieso malt Franz von Stuck die antike Frauengestalt?

Franz von Stuck ist inspiriert von einem ganz ähnlichen Gemälde Arnold Böcklins von 1878. Beide fasziniert die Ambivalenz aus aufreizender Schönheit und gleichzeitiger Todesgefahr. Typisch für die Zeit gegen Ende des 19. Jahrhunderts ist das bedrohliche Frauenbild. Sie gilt einerseits als sexuell freizügig und anziehend, andererseits stürzt sie dadurch ihre männlichen Opfer ins Unheil.

Was hat die Medusa mit Monstern zu tun?

Die Medusa steht als Leitbild im Zentrum der Ausstellung, da sie sowohl Furcht einflößt, als auch selbst Ausdruck ihres eigenen Schreckens im Angesicht des Todes ist. Ihr durchdringender, eiskalter Blick verkörpert Angst und Erstaunen. Öffnet sich ihr Mund zu einem stummen Schrei oder zu einem Todesseufzer? Diese Zweideutigkeit gilt als ein zentrales Kennzeichen des Monströsen schlechthin, das sich niemals fassen lässt, immer im Vagen bleibt und uns mit schmerzhaften Empfindungen bedrängt, die wir nicht einordnen können und die dadurch umso bedrohlicher erscheinen.