GRUNDSTEINMEDAILLE AUF DAS NÜRNBERGER RATHAUS

Datierung: 1619
Ort: Nürnberg

Material/Technik: Silber, gegossen
Inventarnummer: Med7515

Wie lief eine Grundsteinlegung früher ab?
Es war üblich, Grundsteinlegungen wichtiger Gebäude feierlich zu begehen, wie Johann Heinrich Zedler 1735 in seinem Universallexikon schrieb: “Grund-Stein, ist der erste Stein, welcher zum Grund eines ansehnlichen Gebäudes geleget wird. Solches geschieht ... mit ziemlichen Gepränge. Der Landes-Herr oder Stat seiner eine vornehme Person erhebt sich mit einem ansehnlichen Gefolge an den Ort, es wird eine Andacht dabey gehalten, und alsdann der Stein, welcher geschickt zugerichtet, von der Haupt-Person an seine Stelle gerückt, eine Gedächtniß-Schrifft in Kupfer oder Bley nebst einigen Denck-Müntzen dazu gelegt, und etliche Kellen voll Kalck darauf geworffen.“ Diesem Ritual liegt letztlich die Vorstellung zugrunde, dass der Mensch mit der Errichtung von Gebäuden Erdgottheiten oder mit Brücken Flussgötter erzürnt, die es durch Opfer zu besänftigen gilt.

Was ist das Besondere an dieser Grundsteinmedaille?
Seit 1538 legte der Nürnberger Rat in die Grundsteine öffentlicher Gebäude eigens zu diesem Anlass geprägte Medaillen. Bei diesen Medaillen finden sich auf der Vorderseite jeweils die drei Nürnberger Stadtwappen und auf der Rückseite eine ausführliche Inschrift. Die Grundsteinmedaille auf das Nürnberger Rathaus zeigt erstmals detailgenau das zu errichtende Gebäude von Westen aus der Vogelschau. Es gab bereits 1616 eine Grundsteinlegung zum Rathaus und der westliche Flügel im Stil der Renaissance war weitgehend fertig gestellt, als die Stadt 1619 erneut einen Grundstein für die Errichtung des Südflügels legte. Das Bild des Rathauses auf der Medaille zeigt also den bereits vollendeten westlichen Flügel sowie die geplanten drei weiteren, ohne dass die zwei Bauabschnitte in der Darstellung kenntlich gemacht wurden.

Wie groß waren Auflage und Kosten dieser Medaille und wer erhielt sie?
Die Abrechnung für Kosten und Verteilung der Medaillen ist in den Stadtrechnungsbelegen des Losungsamts erhalten. Danach musste der Rat für die Herstellung der Medaillen etwas mehr als 200 Gulden aufwenden. Georg Holdermann erhielt für das Modell 35 und der Goldschmied Hieronymus Berkhausen für die Herstellung der Gussformen 30 Gulden. Den Rest bekamen die Gießer Andreas Flötner und Hans Grieger. Acht Medaillen erhielten die sieben Älteren Herren und der Ratsbaumeister, deren Wappen auf der Medaillenrückseite angebracht sind. Außerdem wurden mit jeweils einer Medaille die drei Rats- und zwei Losungsschreiber sowie der städtische Steinmetz Jakob Wolf bedacht, der den Entwurf für das Rathaus geliefert hatte. Drei Medaillen wurden nach München geschickt, ohne dass die Empfänger bekannt sind, und ein Exemplar kam in den Grundstein.