NÜRNBERG WIRD IN DAS KÖNIGREICH BAYERN EINGEGLIEDERT

Datierung: 1806
Ort: Nürnberg

Material/Technik: Silber, geprägt
Inventarnummer: Med10324

Was geschah an dem auf der Medaille angegebenen 15. September 1806?
Die am 19. Juli 1806 in St. Cloud ratifizierte Rheinbundakte legte fest, dass die Reichsstadt Nürnberg mitsamt ihrem Landgebiet an das neu gegründete Königreich Bayern fallen solle. Am 15. September 1806 übergab der französische Beauftragte Joseph Mathias Fririon die Reichsstadt Nürnberg dem Generalkommissär in Franken Graf Friedrich Karl von Thürheim. Dieser verfügte, dass am folgenden Sonntag, dem 21. September, in allen Gottesdiensten der Regierungswechsel verkündet und über einen angemessenen Bibeltext gepredigt werden solle. Es sollte das Tedeum gesungen und eine Stunde sämtliche Glocken geläutet werden. Von der Empore der Nürnberger Frauenkirche wurde das königliche Patent der Besitznahme verlesen und nach Vivat-Rufen die Glocken geläutet.

Was bedeutete dieses Ereignis für die Münzstätte in Nürnberg?
Mit dem Übergang an Bayern verlor die Reichsstadt ihre Reichsunmittelbarkeit und damit das Recht, eigene Münzen zu prägen. Die Nürnberger wie auch alle übrigen fränkischen Münzstätten wurden geschlossen und die vorhandenen, zum Teil mehrere hundert Jahre alten Prägestempel nach München verbracht. In Nürnberg wurden über einen Zeitraum von 750 Jahren nahezu ununterbrochen Münzen geprägt. In einem gut geordneten Münz- und Geldwesen sah der Rat die Grundlage für einen florierenden Handel. Der Rat war bemüht, hervorragende Künstler für die Herstellung der Prägestempel zu verpflichten, um mit seinen Münzen Ehre einzulegen. In den drei in Münzangelegenheiten korrespondierenden süddeutschen Reichskreisen spielte der jeweilige Nürnberger Münzmeister eine führende Rolle. In der Folge wurden alle bayrischen Münzen in München geprägt.

Spiegelt die Medaille die Realität wieder?
Das Verhältnis zwischen Nürnberg und den Wittelsbachern war nicht ohne Spannungen. Das lag zum einen an den unterschiedlichen Konfessionen und zum andern an dem Streben Bayerns nach Eigenständigkeit, die durchaus auch gegen Reichinteressen gerichtet sein konnte, während Nürnberg immer auf der Seite des Kaisers und des Reichs stand, die Garanten seiner Unabhängigkeit waren. Auf der Medaillenrückseite hält der gekrönte bayrische Löwe das Nürnberger Stadtwappen in seinen Pranken. Die Inschrift „Geschützt und glücklich“ entspricht nicht der damaligen Stimmung in der Stadt, da der Rat dem bayrischen Zentralismus durchaus reserviert begegnete. Die rigiden Maßnahmen zur Sanierung der desolaten städtischen Finanzen und der Ausverkauf der Zeugnisse einer glanzvollen Vergangenheit trugen zur Ablehnung der neuen Verhältnisse bei und verdeckten die durchaus vorhandenen Chancen, die sich Nürnberg durch die Neuordnung boten.