Porträt Herwarth Walden

Künstler: William Wauer
Datierung: 1917
Material/Technik: Gips, schellackiert
Inventarnummer: Pl.O.3224, Stiftung Sammlung Hoh, Fürth, 2001

Kennen Sie Walden?
Herwarth Walden war ein Berliner Schriftsteller und Verleger. 1910 gründete er zusammen mit Alfred Döblin die Zeitschrift „Der Sturm“, eine der langlebigsten Zeitschriften des Expressionismus. Den Titel hatte Waldens erste Frau, die Dichterin Else Lasker-Schüler erfunden, ebenso das Pseudonym Herwarth Walden für ihren Mann, der eigentlich Georg Lewin hieß. 1912 eröffnete er in Berlin die Galerie "Der Sturm" mit einer Ausstellung des „Blauen Reiter“.

Welches Programm vertrat die „Sturm“-Galerie?
Ihr Ausstellungsprogramm war international und pluralistisch. Wie die Künstler des „Blauen Reiter“ oder der „Brücke“ verstand Walden Kunst als geistigen Mittler zwischen Nationen und Kulturen. Internationale Anerkennung erlangte seine Galerie mit dem 1913 nach Vorbild des Pariser „Salon d’Automne“ veranstalteten „Ersten Deutschen Herbstsalon“. Er gab mit Werken von 75 Künstlern aus 12 Ländern eine Übersicht über die avantgardistischen Strömungen in Europa.

Wie charakterisiert William Wauer den Galeristen?
Wauer gehörte zum engen Kreis um Walden. Er verleiht der Oberfläche seines Porträts durch kubistische Formauffassung einen offenen, dynamischen Rhythmus der Linien. Gegenüber den idealisierenden Stereotypen akademischer Kunst postulierte die Avantgarde die Abstraktion als Königsweg zu neuschöpferischer Entfaltung sowie universellen Sprachen der Kunst: „Durch ihr eigengesetzliches Dasein, in dem sich das ganze Leben spiegelt, kann sie den Geist eines jeden berühren“, so Albert Gleizes in einer vom „Sturm“-Verlag ins Deutsche übersetzten Schrift.