Schlüsselfelder Schiff

Datierung: um 1503
Ort: Nürnberg
Material/Technik: Silber, weitgehend vergoldet, getrieben, gegossen; Email; Figuren partiell kalt gefasst
Inventarnummer: HG2146, Leihgabe der Johann Carl von Schlüsselfelder

Wozu diente das Schiff?

Das Schiff ist ein prächtiger Tafelaufsatz, der zugleich als Weindepot fungierte. Sein Rumpf fasst gut zwei Liter Flüssigkeit. Der Auftraggeber Wilhelm Schlüsselfelder d.Ä., Mitglied einer bedeutenden Nürnberger Patrizierfamilie, war als Investor im Silberbergbau und Silberhandel aktiv. Mit dem silbernen Schaugefäß demonstrierte er seinen Reichtum und dessen Grundlage. Darüber hinaus reflektiert das Stück die Bedeutung Nürnbergs um 1500 als Handelsmacht.

Ist das Werk ein Abbild der Wirklichkeit?

Der Tafelaufsatz besitzt die Form einer hochseetauglichen Karacke. Dieser Dreimaster mit bauchigem Rumpf war um 1500 der größte Schiffstyp der westlichen Welt. Der Seeverkehr zwischen der iberischen Halbinsel Amerika und Ostindien wurde weitgehend mit Karacken abgewickelt. Die Matrosen des Schlüsselfelder Schiffs sind mit Tätigkeiten beim Auslaufen aus dem Hafen gezeigt. Vielfältiges Personal an Deck, ebenfalls kleine Silberfigürchen, reflektieren Motive aus den erzählfreudigen literarischen Genres der Entstehungszeit.

Kann man das Schiff als Modell bezeichnen?

Modelle sind in den Dimensionen und in ihrer Komplexität reduzierte Abbilder der Wirklichkeit. Sie veranschaulichen komplexe Sachverhalte oder Gegenstände in fassbarer Form. Selbstverständlich diente das Schlüsselfelder Schiff in erster Linie der Zier festlicher Lebensvollzüge und damit dem Vergnügen einer gesellschaftlichen Elite. Allerdings bediente man sich dazu ganz bewusst eines eng an der Wirklichkeit orientierten maritimen Objekts, das man in seiner ebenso künstlerischen wie spielerischen Umsetzung zur Veranschaulichung der zeitgenössischen Hochseeschifffahrt nutzte: einem wesentlichen Moment der Welterkundung, der kulturellen Entwicklung und des Reichtums Europas. Insofern ist es ein Musterbeispiel für die Verschmelzung von Aspekten der Kunst und des Lebensstils mit den Funktionen des Modells im Objekt der Repräsentation einer sozialen Oberschicht.

Weiterführende Informationen finden Sie in der Forschungsdatenbank des GNM

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