So genannter Gallscher Schädel

Hersteller: Franz Jospeh Gall
Datierung: um 1790/1800
Ort: vermutlich Wien
Inventarnummer: WI2081

Was zeigt ein Gallscher Schädel?
Auf der Schädeldecke sind 27 nummerierte Zonen markiert. Die spezifische Ausprägung jeder Zone soll von der jeweils darunterliegenden Hirnpartie geformt sein und weitreichende Aussagen über den Menschen zulassen, dem dieser Schädel gehörte: War er klug oder dumm, triebhaft oder züchtig, raufsüchtig oder schüchtern? Selbst Zonen zum Messen von Musikalität oder Sprachbegabung sind markiert.

Wer war Franz Josef Gall?
Der badische Arzt, Anatom und Schädelforscher Franz Josef Gall hielt seit 1786 in Wien private Vorlesungen über die von ihm entwickelte „Schedellehre“. In den Folgejahren fand er mit seiner Phrenologie genannten diagnostischen Methode unter medizininteressierten Laien europaweites Interesse. Als Demonstrationsmittel dienten ihm selbst markierte Schädel, wovon sich einige wenige außerhalb seiner Wirkungsorte Wien und Paris erhalten haben.

Was wurde aus Galls These?
Galls Idee einer Veranlagungs- und Charakterbestimmbarkeit des Menschen durch die Feinuntersuchung äußerlicher Schädelproportionen fand unter zeitgenössischen Medizinern kaum Anklang. Seine These vom Gehirn als zentralem Steuerorgan und der Möglichkeit seiner Funktionsanalyse markiert trotzdem den Beginn der modernen Neurowissenschaft. Auf ein kaiserliches Edikt hin wurden Galls Vorträge 1801 in Wien wegen Religionsgefährdung verboten.

weiterführende Informationen finden Sie in der Forschungsdatenbank des GNM

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