In Gedenken Werner Knaupp

Wir trauern um den Maler und Bildhauer Werner Knaupp  (3.5.1936–9.9.2025), der dem Germanischen Nationalmuseum eng verbunden war.

Der Künstler Werner Knaupp ist am 9. September 2025 im Alter von 89 Jahren verstorben. Dem Germanischen Nationalmuseum war der gebürtige Nürnberger eng verbunden. Sein Zwölf-Gouachen-Zyklus „Adamah“ (das hebräische Wort steht für Erde, Boden oder Acker) hängt seit der Eröffnung 1993 an der westlichen Front des Aufseß-Saals. Die mit Mitteln des Fördererkreises erworbene großformatige Komposition besteht aus Farbe, Zeichenkohle, Papier, Leim und Asche und stammt aus den Jahren 1981/82. Der Zyklus mit 12 Anmutungen verkohlter Leiber verbildlicht die Rückkehr des Leichnams zur Erde. Es ist ein Schlüsselwerk Knaupps, der wie kaum ein anderer deutscher Künstler das Thema des Todes und die Erneuerung des Lebens mit großer Konsequenz und in immer neuen Facetten auslotete.

Neben zwei plastischen Arbeiten bewahrt das Germanische Nationalmuseum auch große Teile des Vorlasses, den der bis zuletzt künstlerisch aktive Maler, Zeichner und Bildhauer dem Museum zur Verfügung gestellt hat. Der langjährige Professor an der Nürnberger Akademie der Bildenden Künste war ein Schüler von Fritz Giebel, Otto Michael Schmidt und Gerhard Wendland und nahm 1977 an der Documenta VI in Kassel teil. Der Träger des Großen Kulturpreises der Stadt Nürnberg gehörte sechs Jahrzehnte zu den prägendsten Künstlerpersönlichkeiten in Franken.

Prof. Dr. Daniel Hess, Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums: „Wir sind dankbar, dass wir bedeutende Werke dieses herausfordernden künstlerischen Grenzgängers in unserer Sammlung haben. Die Begegnungen mit Werner Knaupp waren immer inspirierend: tiefgreifend und unerschrocken, nachdrücklich und humorvoll. Werner Knaupp sagte, dass er mit seiner Arbeit dort beginne, wo die Worte fehlen. Das, womit sich die meisten Menschen nicht beschäftigen wollen, machte er zu seinem zentralen Thema: das Sterben und Vergehen, den Tod und die ihm innewohnende Erneuerung des Lebens. Und für die Auseinandersetzung mit dem Fundamentalen suchte er extreme Orte wie die Sterbehäuser in Kalkutta oder die Sahara, die tobenden Meere bei den Westmännerinseln oder die Vulkane, deren Lavaströme und Eruptionen in den letzten Jahren das ganze Atelier überfluteten. Im Vulkaninneren schürte Knaupp das Feuer täglich neu und verflüssigte die über Nacht an der Oberfläche verkrusteten pyroklastischen Ströme neu. In Werner Knaupps Werk begegnen sich Ozean und Vulkan, Wasser und Fels elementar, immer wieder aufs Neue. Knaupp ging es immer um das Ganze: um das Essentielle und Ursächliche, um das Werden und Vergehen, um Leben und Tod, wobei der Tod kein Endstadium bezeichnet, sondern wieder zu neuem Leben führt.“