Ärzte und Patienten, Wanderer und Künstler griffen auf diese Kompendien zurück, in denen Holzschnitte und Kupferstiche die Pflanzen mittels exakter Zeichnung und naturgetreuer Kolorierung ins Bild setzen.
Neben Bücher der Pflanzenheilkunde treten Florilegien. Sie verdeutlichen, dass Zierpflanzen im 17. Jahrhundert zunehmend populärer wurden. Kurz, das flüchtig Schöne trat neben das essentiell Nützliche: Man begann in Mitteleuropa Rosen zu züchten, pflanzte Narzissen und Hyazinthen, gab ein Vermögen für Tulpenzwiebeln aus und löste damit im Jahr 1637 den ersten Börsencrash der Weltgeschichte aus. Insbesondere Pflanzenbücher des Barock liefern sich mit der Natur einen Überbietungskampf in puncto Realität und Schönheit. Als papierne Paradiesgärten bringen sie den Garten Eden auf ewig in die Bibliothek. Sie dokumentieren die Pflanzenvielfalt von Privatgärten und wurden so zu schwergewichtigen und in der Regel unhandlichen Statussymbolen adeliger und bürgerlicher Eliten.
Pflanzen mit ihren Blüten und Früchten mutieren im Bild vom Beiwerk der Buch- und Tafelmalerei zu in Nahsicht wiedergegebenen Hauptsujets: Einheimische Gewächse aber auch Exotica wie Limone und Zitrone, wie Ananas und Granatapfel werden oft in natürlicher Größe und Farbe täuschend echt auf imposant ausladende Papierformate gebracht.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Plantae Selectae, die der Nürnberger Botaniker Christoph Jakob Trew ab 1750 herausgab. Die Pflanzenbilder fußen auf einem Konvolut von Vorlagen des berühmten Pflanzenmalers Georg Dionys Ehrets, aus dem im Laufe der Ausstellung insgesamt 46 Einzelblätter zu sehen sein werden.
Kommentare
14.11.2020 | Claudia Munker
Sehr geehrter Herr Dr. Pommeranz, vielen Dank für den schönen Blogbeitrag als Erinnerung bzw. zur Vorfreude auf die tolle Ausstellung „Papierene Gärten“! Es freut mich außerordentlich die alten Bücher einmal live genießen zu können. Und das ohne weit fahren zu müssen! Ein kurzer Ausflug nach Nürnberg, sobald ihre Türen wieder geöffnet sind und Genuss pur. Spätestens nach dem Anblick der Ausstellung fühle ich mich wieder als Teil der Natur. Herzliche Grüße, Claudia Munker | GNM_BLOG ANTWORTET: Sehr geehrte Frau Munker, ganz herzlichen Dank für Ihr Feedback. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!!