ALRAUNMÄNNCHEN

Datierung: Ursprünglich wohl 17./18. Jh., Neuarrangement im 19. Jh.
Inventarnummer: WI305

Was ist ein Alraunmännchen?
Die Alraune galt wegen ihrer Wirkstoffe und des besonderen, menschenähnlichen Aussehens ihrer Wurzel als magische Heilpflanze. Während man in der Sammlung des GNM auch Alraunwurzeln findet, deren anthropomorpher Erscheinung gestalterisch nur leicht nachgeholfen wurde ist dieses Objekt wie ein Püppchen ausstaffiert und trägt Bart, Augen und ein Mäntelchen aus textilem Gewebe.

Warum steht das Alraunmännchen in einem Kästchen?
Die Aufbewahrung in einem Kästchen geht auf die Legenden um das „Galgenmännlein“ zurück, die vermehrt seit dem 16. Jahrhundert beschrieben wurden: Demnach wuchs die Alraune unter dem Galgen aus dem Sperma oder Urin des Gehenkten. Sie sollte in Wein gebadet, in Tücher gehüllt und in einem Kästchen sorgfältig aufbewahrt werden. Die Glasscheibe ermöglichte hier einen ständigen Kontakt des Besitzers mit dem Alraunmännchen.

Wie kam das Alraunmännchen in den Besitz des GNM – und wie wurde es dort bewertet?
Das Alraunmännchen war ursprünglich im Besitz des Kirchenstofffabrikanten Karl Lemann in Wien und wurde dort bereits als kurioses Sammlungsobjekt ausgestellt und beschrieben. Über Frankfurt und Rudolstadt kam es schließlich nach Nürnberg und wurde 1876 an das GNM verkauft. Dort identifizierte man das Alraunmännchen als heimische Fälschung und beschrieb es als rein abergläubisches Artefakt pharmazeutischer Vorzeit.