Zerbrochener Richterstab
Datierung: 1879
Material/Technik: Holz, lackiert
Inventarnummer: StR62
Wie wurde der Richterstab eingesetzt?
Seit dem Spätmittelalter war es üblich, dass der Richter bei der Verkündung eines Todesurteils seinen Stab über dem Haupt des Verurteilten zerbrach und ihn diesen mit den Worten "Nun helf dir Gott, ich kann dir nicht mehr helfen" vor die Füße warf. Dieser Brauch erhielt sich lange, denn der hier vorgestellte Stab stammt aus dem Prozess gegen einen Mörder, der im Jahre 1879 in Nürnberg stattfand.
Was symbolisiert der Stab?
Der Stab steht für die Macht seines Trägers, ähnlich wie zum Beispiel auch das königliche Zepter. Der Richter führte ihn als Zeichen der ihm übertragenen Befugnis Urteile zu fällen. Das Zerbrechen des Richterstabes bedeutete, dass der Verbrecher aus der Gemeinschaft seiner Mitmenschen ausgeschlossen wurde und sein Leben verwirkt war.
Wird auch heute noch der Stab über jemanden gebrochen?
Im Gerichtsverfahren ist das inzwischen nicht mehr üblich, zumal die Todesstrafe in großen Teilen des westlichen Kulturkreises abgeschafft wurde. Erhalten hat sich dieses Ritual jedoch als Redensart: "Den Stab über jemanden (oder jemandem) brechen" bedeutet "ein (zu) hartes Urteil über jemanden sprechen", allerdings nicht unbedingt vor Gericht.
Weiterführende Informationen finden Sie in der Forschungsdatenbank des GNM
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