Markenanalyse und Künstliche Intelligenz
Kulturelles Erbe auf dem Handy: Entwicklung einer App zur Analyse von Nürnberger Silbermarken mit KI
Laufzeit: November 2024 bis April 2026
Förderung: BMBF DATIpilot Innovationssprint
Ziel des Projektes ist es, anhand der am Germanischen Nationalmuseum (GNM) bereits vorhandenen Forschungsprimärdaten zu Nürnberger Goldschmiedemarken exemplarisch Methoden zur KI-gestützten Markenerkennung (MarKI) der Marken und deren Zuordnung zu bestimmten Meistern zu entwickeln.
Die Vision ist eine öffentlich zugängliche Anwendung. Sie soll Laien und Profis gleichermaßen bei der Einordnung von Marken auf Werken der Nürnberger Goldschmiedekunst unterstützen, indem sie eine prozentuale Einschätzung der Echtheit von Marken abgibt. Je nach den Ergebnissen zu diesen analysierten Objekten wird sie zudem Vergleichsobjekte und relevante Archivalien vorstellen.
Diese digitale Assistenz kann und will menschliche Expertise nicht ersetzen, sondern Zugang zu Wissen geben und somit auch Lust auf die Beschäftigung mit historischen Objekten machen.
Einzigartiger Datenbestand am GNM
Wie an vielen anderen Orten wurde auch in Nürnberg der Silbergehalt von Werken der Goldschmiedekunst mit auf dem Objekt eingeschlagenen Marken garantiert, die wie bei einem modernen Gütesiegel Stadt und Werkstatt erkennbar machten.
Diese Analyse solcher historischen Marken dient heute zusammen mit anderen Methoden (kunsttechnologische Analyse, kunsthistorische Einordnung, historische Hilfswissenschaften etc.) auch dazu, kunst- und kulturhistorische Fragestellungen rund um diese Werke zu beantworten, von Zuschreibungen an bestimmte Künstler*innen bis zu Datierungsfragen. Mittelfristig kann das Projekt das Wissen über Nürnberg als Zentrum der Goldschmiedekunst systematisch und global erweitern.
Das GNM kann auf die Erfahrungen eines bis 2007 fast ein Jahrzehnt laufenden DFG-Forschungsprojekts aufbauen, das bis heute weltweit als wegweisend im Bereich der Erforschung historischer Goldschmiedekunst gilt. Im Rahmen des Projekts entstanden große Mengen an analogen Markenabformungen sowie Digitalisate, die es nun langfristig zu sichern gilt. Die digitalen Forschungsprimärdaten umfassen neben Marken auch Objektanalysen und –fotografien, biographische und Provenienzdaten.
Diese überträgt das GNM derzeit in eine WissKi-Forschungsinfrastruktur (vgl. www.wiss-ki.eu). Diese bildet die ideale Grundlage für die Entwicklung einer KI-gestützten Anwendung, die weiteren Nutzergruppen Zugang zu diesem Wissensschatz geben kann.
Mit dem innovativen Projekt wird ein zukunftsfähiger neuer Forschungsansatz zum Nutzen der Allgemeinheit etabliert, der zudem auch auf andere Forschungsfelder übertragen werden kann.
Neue Standards für die Markenforschung
Konkret sollen neben der anstehenden Überführung der HIDA-Datenbank in WissKi die vorhandenen analogen Forschungsprimärdaten erneut gesichtet und nach aktuellem Standard re-digitalisiert werden. Die so aktualisierten Markenbilder werden um kunst- und kulturhistorische Daten, z.B. zur Provenienz der Objekte, ergänzt.
Im Anschluss wird eine KI trainiert, neu erhobene Marken zu analysieren und eine Aussage über deren Zuschreibung und Authentizität zu treffen, die auf dem zugrundliegenden Datensatz basiert. Nach mehreren Testphasen entsteht eine Anwendung, über die auch Analysen für Marken erstellt werden können, die dem System noch unbekannt sind. Diese Innovation hat Auswirkung auf die kulturhistorische Forschung sowie auf die Museumsarbeit und den Handel.
In diesem ersten Projekt, das bewusst als „Innovationssprint“ angelegt ist, können naturgemäß nur die - in der europäischen Kulturgeschichte jedoch sehr wichtigen - Nürnberger Goldschmiedemarken entsprechend erfasst werden. Aufbauend kann indes der Katalog der Marken systematisch auf andere Goldschmiedezentren erweitert werden. Sobald das System einmal entwickelt ist, besteht zudem die Möglichkeit, es auch auf alle anderen Objektgruppen zu übertragen, in denen gepunzten Marken zu finden sind.
Ausgehend von dem im Rahmen des Projekts geschaffenen Prototyp können weitere innovative Projekte entstehen, die mittel- und langfristig die KI-gestützte Markenanalyse als neuen Forschungs- und Zuschreibungsstandard etablieren. Somit eröffnet das Projekt die Möglichkeit, die Forschung zu Goldschmiedemarken erstmalig mit zeitgemäßen Methoden zu hinterlegen, die unabhängig von Erfahrung und Kenntnisstand der untersuchenden Person, wiederholbare Ergebnisse erbringen.
Projektteam
Dr. Heike Zech (Leitung)
Mark Fichtner M.A. (Leitung)
Robert Nasarek M.A.
Birgit Schübel M.A.
Dr. Verena Suchy
Freya Gohlke (stud. Hilfskraft)
Objekte des Forschungsprojekts
Warum ist das GNM in diesem Bereich führend?
Das GNM bewahrt einen weltweit einzigartigen Schatz an Nürnberger Goldschmiedekunst, von Massenprodukten wie Löffeln bis zu einzigartigen Kunstwerken wie diesen Pokal, ein Patengeschenk aus dem Jahr 1616. Viele sind Eigentum des Museums, andere langjährige Leihgaben aus privater Hand oder auch der Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg.

Wie kann KI hier helfen?
Die Beurteilung von Marken erfordert Übung und exzellente Augen. Wir bringen einer KI bei, das menschliche Auge beim Sehen zu unterstützen. Dafür lernt sie anhand unserer Datenbank und mit uns. Wir sind überzeugt, dass MarKI die Zuschreibung von Marken erleichtert – vielleicht bald auch über die Nürnberger Daten hinaus.